Die ICF-gestützte Förderplanung bildet einen wichtigen Baustein in der Eingliederungshilfe. Fachkräfte aus den Bereichen der Pädagogik, der medizinischen Therapie, der Psychologie und der Medizin und interdisziplinäre Teams entwickeln dabei gemeinsam individuelle Entwicklungsziele, die sowohl fachliche Standards als auch rechtliche Vorgaben berücksichtigen, die soziale Teilhabe unterstützen und den Bedürfnissen der Kinder und Familien gerecht werden.
Dieser Beitrag konzentriert sich auf praxiserprobte Tipps für Fachkräfte – damit die ICF nicht zur Bürokratie, sondern zum Werkzeug für soziale Teilhabe wird. Digitale Unterstützung, etwa durch die ICF-Software TheraVira, spielt dabei insbesondere in der heilpädagogischen Frühförderung, der interdisziplinären Frühförderung und in heilpädagogischen Zentren eine zentrale Rolle.
ICF-Förderplanung Schritt für Schritt: Was Sie beachten sollten
Die Förderplanung lässt sich in klar strukturierte Phasen gliedern. Eine bewusste Gestaltung jeder Phase kann den Alltag enorm erleichtern – insbesondere dann, wenn digitale Systeme den Prozess sinnvoll begleiten wie die Software für ICF Förderplanung TheraVira.
1. Beobachtung & Erstdiagnostik
Im Rahmen der Erstdiagnostik wird zunächst ein offenes Beratungsangebot mit den Eltern bzw. der sorgeberechtigten Person durchgeführt . Dabei geht es darum, über die Inhalte und Maßnahmen im Rahmen der Frühförderung zu informieren, Anliegen aufzunehmen, erste Einschätzungen zu teilen und gemeinsam den weiteren Weg zu besprechen.
Nach dem offenen Beratungsangebot erfolgt ein ausführliches Anamnesegespräch mit den Eltern. Anschließend folgt eine heilpädagogische ,Diagnostik.
Binden Sie Kolleg:innen im Rahmen einer Fallberatung frühzeitig ein, um unterschiedliche Perspektiven zusammenzuführen. und beziehen Sie außerdem das soziale Umfeld, wie die Kindertageseinrichtung des Kindes, mit ein.
In der Regel wird im Rahmen der Eingangsdiagnostik eine standardisierte Entwicklungstestung durchgeführt. Ist das nicht möglich – z. B. aufgrund individueller Voraussetzungen des Kindes – erfolgt alternativ eine heilpädagogische Spielbeobachtung. und dann eine ressourcen orientierte Beobachtung.
Gerade in der Erstbegegnung ist es hilfreich, sich nicht von Diagnosen leiten zu lassen, sondern vom konkreten Verhalten und Erleben des Kindes.
2. Ableitung von Ressourcen und Barrieren
Die ICF bietet hier ein hilfreiches Raster. In der Praxis hat sich bewährt, zunächst nur wenige zentrale Aspekte zu erfassen.
- Arbeiten Sie mit farblich markierten ICF-Kategorien (z. B. Partizipation grün, Umwelt orange), um den Überblick zu behalten.
- Nutzen Sie digitale Tools, um Ressourcen, Barrieren und Ziele systematisch zu verknüpfen.
3. Zielformulierung: Klar, realistisch und nachvollziehbar
Realisierbare Ziele sind der Kern jeder Förderplanung. Achten Sie auf Klarheit, Relevanz und Machbarkeit.
- Formulieren Sie Ziele in der Sprache des Kindes, wo möglich: “Ich möchte mitspielen”. Beziehen Sie das Kind und die Eltern aktiv in die Zielformulierung ein.”
- Berücksichtigen Sie den Kontext: Ein Ziel im Einzelsetting sieht anders aus als im Gruppensetting.
- Mit digitalen Tools können Sie auf geprüfte Satzbausteine zurückgreifen und ICF-Kodierungen automatisch einfügen lassen.
4. Fördermaßnahmen konkret planen
Planen Sie überschaubar. Wenige gut abgestimmte Maßnahmen sind oft wirkungsvoller als viele parallel laufende Interventionen.
- Halten Sie Raum für spontane Bedürfnisse des Kindes offen und beziehen Sie das Kind unter Berücksichtigung der Ressourcen und Interessen aktiv in die Gestaltung ein.
- Die integrierte Terminplanung von TheraVira ermöglicht eine einfache Koordination aller Beteiligten und unterstützt eine strukturierte ICF Förderung im Team.
5. Evaluation: Fortschritte sichtbar machen
Nutzen Sie die ICF nicht nur zur Dokumentation, sondern als Reflexionshilfe im Alltag.
- Halten Sie Beobachtungen zeitnah fest – auch per Sprachmemo oder mobilem Eintrag.
- Digitale Systeme erleichtern diesen Schritt durch eine übersichtliche Fortschrittsansicht über einen längeren Zeitraum und automatische Erinnerung an Evaluationstermine.
Praktische Tipps für Ihren Arbeitsalltag
Die folgenden Empfehlungen haben sich in vielen Einrichtungen der Eingliederungshilfe bewährt. Sie können helfen, den Alltag zu entlasten und die Qualität der Förderplanung zu sichern:
- Planen Sie sich wöchentlich feste Zeitfenster für das Planen der Fördereinheiten ein und tägliche Zeiten, um die Fördereinheiten zu dokumentieren.
- Mit Vorlagen arbeiten: Nutzen Sie für die Erstellung des Förderplans Vorlagen für Ziele, Maßnahmen und Berichte, wenn nicht bereits durch den Kostenträger vorgegeben.
- Regelmäßige Zeiten für kollegiale Fallberatungen etablieren: Durch gemeinsame Reflexion entstehen neue Perspektiven, die dabei helfen, Herausforderungen als Chancen zu sehen und das Vertrauen in die eigenen Stärken und Fähigkeiten zu stärken.
- Eltern und Kinder einbeziehen: Gestalten Sie die Förderziele gemeinsam, achten Sie auf die individuellen Stärken und begegnen Sie den Familien in partnerschaftlicher Haltung.
Digitale Unterstützung: Effizienz statt Zusatzaufwand
Digitale Systeme entlasten gezielt in jenen Bereichen, die im Alltag besonders aufwendig sind. Die Plattform wurde gemeinsam mit Fachkräften entwickelt und bietet strukturierte Unterstützung für jeden Schritt der Förderplanung.
Durch klare Struktur, Alltagstauglichkeit und Nachvollziehbarkeit wird der Förderplan als ICF Förderplan – zu einem aktiven Bestandteil der Förderung und verliert seinen bürokratischen Charakter.

Fallbeispiele: Wie gute Planung im Alltag aussieht
Frühförderung
Ein Kind mit Sprachentwicklungsverzögerung wird in der Regel für mindestens 1 Jahr begleitet. Ziel: “Das Kind kann Zweiwortsätze im Spiel mit vertrauten Personen bilden (d330).” Maßnahmen: Bilderbücher, Sprachrituale, Elternberatung.
Die Förderplanung erfolgt vollständig digital – von der Zieldefinition bis zur Leistungsdokumentation.
Der Code d330 stammt aus der ICF-Kategorie “Aktivitäten und Partizipation” und steht für “Sprechen” – konkret: die Fähigkeit, bedeutungsvolle Lautäußerungen zu produzieren.
Die Buchstaben-Zahl-Kombinationen in der ICF folgen einem einheitlichen System: “d” steht für “activities and participation”, gefolgt von einem dreistelligen numerischen Code, der die jeweilige Fähigkeit beschreibt.
Heilpädagogische Frühförderung
Ein Kind mit ADHS trainiert die Fähigkeit zur Aufmerksamkeitssteuerung. Ziel: “Das Kind kann sich 2 Minuten auf eine Aufgabe konzentrieren (b1400).”
Maßnahmen: Strukturhilfen, gezielte Spiele, Abstimmung mit der Kindertageseinrichtung.
Der Code b1400 gehört zur ICF-Komponente “körperbezogene Funktionen” (“b” für “body functions”) und bezeichnet die kognitive Fähigkeit zur Aufmerksamkeitssteuerung.
Die Zahlenstruktur verweist auf übergeordnete und untergeordnete Kategorien: “b140” steht für “Aufmerksamkeit”, “b1400” für die spezifische Funktion der “Fokussierung der Aufmerksamkeit”.
Teamkompetenz aufbauen: Gemeinsam statt allein
Förderplanung ist Teamarbeit. Wer gemeinsam tragfähige Strukturen, hilfreiche Routinen und unterstützende Materialien entwickeln, arbeitet effizienter und gelangt zu mehr Sicherheit.
- Entwickeln Sie eigene Vorlagen für Ihre Einrichtung oder passen Sie vorhandene Vorlagen individuell an.
- Etablieren Sie ICF-Sprechstunden oder kollegiale Reviews, um Förderpläne gemeinsam zu reflektieren, Fragen zu klären und die fachliche Qualität im Team zu stärken.
- Nutzen Sie die Schulungsmaterialien und Webinare von TheraVira zur Stärkung der ICF-Kompetenz im Team.
So wird die ICF-Förderplanung nicht zur Hürde, sondern zu einem gemeinsamen Werkzeug für mehr Qualität, Teilhabe und Entlastung im Arbeitsalltag.
Häufige FAQ zur Förderplanung – Kurz und klar beantwortet
Zum Ende des Förderzeitraums werden die Ziele gemeinsam überprüft und so angepasst, dass sie die Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten des Kindes bestmöglich fördern. Je nach Bedarf wird ein Folgeantrag gestellt.
Nutzen Sie digitale ICF-Navigatoren, Schulungsmaterial oder Software mit integrierter ICF-Suche.
Ja, im Rahmen der Eingliederungshilfe ist dies vorgeschrieben. Aber: Der Code muss nicht überkomplex sein – orientieren Sie sich an der praktischen Relevanz.
Übersetzen Sie die Ziele in alltagsnahe, leicht verständliche Sprache. TheraVira ermöglicht es, parallel zur fachlichen Kodierung Beobachtungen und Ziele in einfacher Sprache zu speichern.
Auch kleine Fortschritte sind bedeutsam und werden festgehalten. Sie machen Entwicklung sichtbar und bilden eine wertvolle Grundlage für die ICF Planung der nächsten Ziele.
Unsere neuesten Beiträge über ICF
ICF – Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit einfach erklärt
ICF Antragsverfahren für Förderungen – so funktioniert es schnell und einfach
ICF in der Heilpädagogik: Anwendung und Praxisbeispiele
ICF-konforme Dokumentation: Wie kann ich richtig dokumentieren?